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Erde und Landschaft im Judentum: Vom Berggott zum Himmelsgott

13. Nov. 2016 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Mythen, Landschaft | 0 Kommentare

ausbrechender Vulkan in der Nacht

Erde und Landschaft haben unsere Religionen tief geprägt. In den Schriften und Texten der Propheten sowie in den Psalmen der heiligen Schriften des Judentums und des Alten Testamentes schlägt einem die Fülle der Hinweise geradezu entgegen, wonach Gott mit den Bergen in Verbindung steht: Noah landete nach der Sintflut auf dem Berge Ararat (1.Mose 8), auf dem Gipfel eines Berges sollte Abraham seinen Sohn opfern ( l .Mose 22); derselbe Berg schließlich wurde zum Tempelberg, auf dem Salomon seinen Tempel errichtete und jetzt die islamische Moschee El Melek steht. Abraham kannte Gott unter dem Namen »El Shaddai«, was mit »der eine vom Berg<< zu übersetzen ist; auf dem Berg Horeb erfährt Moses von Gott seine Berufung (2.Mose 3), und wieder auf einem Berg im Sinai erhält er schließlich die Zehn Gebote (2.Mose 19). In Jesaja 2,2 steht geschrieben: »Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des Herrn Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben«. Psalm 121, ein Wallfahrtslied, sucht Gott ebenfalls in den Bergen, und in Psalm 3 erhört der Herr den Rufer von seinem heiligen Berg aus. Psalm 68, 17 bekräftigt noch einmal, dass Gott in den Bergen wohnt.

Dieses Symbol Jahwes erkannten auch die Gegner des Volkes Israel. In 1.Könige 20 wird erzählt, wie die Syrer versuchten, das Heer in die Ebene zu locken, da sie überzeugt waren, dass Israels Gott ein »Gott der Berge« sei, der im Tiefland keine Macht habe. Der israelische Archäologe Johann Aharoni meint, der Dschebel Serbal, der für den Berg Moses gehalten wird, könnte ursprünglich Subaal geheißen haben, was »Fels des Baal« bedeutet“). Dass der Gewittergott Baal hier verehrt wurde, ist äußerst wahrscheinlich. Der Gott Isaaks aber war zunächst ein wandernder Nomadengott, der vielmehr im Wind erfahren wurde. Erschien dem Mose aber Jahwe nun auf diesem Berg, so bedeutet dies, dass er dadurch eine neue landschaftliche Dimension erhielt, die auch mit der allmählichen Sesshaftwerdung des Nomadenvolkes korrespondieren würde.

Ernst Benz zieht sogar Vergleiche zwischen Jahwe und einem Vulkangott vom Sinai: »Als nun der dritte Tag kam und Morgen war, da hub sich ein Donnern und Blitzen und eine dicke Wolke auf dem Berge und ein Ton einer sehr starken Posaune . . . Der ganze Berg Sinai aber rauchte, darum dass der Herr herab auf den Berg fuhr mit Feuer; und sein Rauch ging auf wie Rauch vom Ofen« (2.Mose 19).

Überhaupt sind im Judentum die Beziehungen zu Landschaft und Natur sehr stark vertreten. Brunnen und Quellen wurden als abhängig von Gottes Willen begriffen und waren somit religiös verankert. Jeremia bezeichnet gar Jahwe selbst als Quelle (Jer. 2,13 und 17,13). Baum und Quelle waren miteinander verknüpft (vgl. Jer. 17,8; Psalm 1), und so wird in der jüdischen Tradition das Pflanzen von Bäumen auch als Gebot verstanden (3.Mose 19,23). Die Genesis erzählt, wie Gott Abraham an der Eiche zu More erschien und seinen Nachkommen das gelobte Land verhieß (1.Mose 12). Das jüdische Laubhüttenfest »Sukkot« weist noch einen solchen Bezug zur Vegetation auf.

Für das israelitische Volk war ihr Land heiliges Land, Nabel der Welt. Gott ist zwar allgegenwärtig, doch wohnt er vor allem im Heiligen Land. »Das Land Israel ist heiliger als alle anderen Länder«‚ heißt es nach Mishnah Kelim, und Baba Batra betont: »Die Atmosphäre des Landes Israel macht die Menschen weise«.

Im Hohenlied des Salomon wird ein viel älterer vorkanonischer Text vermutet, der auf ein Frühlingsfest zu Ehren der sumerisch-babylonischen Gottheiten Ishtar und Tammuz zurückgeht. In ihm kommt, neben den erotischen Anklängen, die Heiligkeit des Libanon zum Ausdruck: »Ein Gartenquell, ein Born lebendiger Wasser, die vom Libanon fließen!« (Hoheslied 4, 15).

So zeigt auch hier das Judentum noch Reste eines alten Erdmutterkultes. Der Vatergott wurde erst in späterer Zeit zum Himmelsgott. Im frühen Judentum war er noch ganz mit der Erde und damit der Landschaft verbunden. Kultgrotten dürfen aber in einer so stark patriarchalischen Gesellschaft nicht mehr erwartet werden. Höhlen spielten daher für das Judentum keine größere Rolle. Sie sind Ausdruck des Urweiblichen.

Bild © fotolia

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