
Links neben dem Eingang befindet sich ein Wandteppich, den ich diesmal mit vollkommen anderen Augen sah: Die Darstellung zeigt eine Pieta, also Maria, die den verstorbenen Christus im Schoß hält. Wie schon an anderer Stelle dargestellt, entspricht dies dem „Regressus ad uterum“, der Rückkehr in den Mutterleib, denn Maria nimmt ihren Sohn in ihrem Schoß auf.
Diesmal jedoch erkannte ich Details auf dem Teppich, die ich vorher vollständig übersehen hatte:
Der herabhängende Arm Christi wird umklammert von einem Engel. Er hält ein Tuch in den Händen, vermutlich das Schweißtuch Christi. Dieses Tuch ist so zusammengerollt, dass eine menschenähnliche Gestalt sichtbar wird. Die Gestalt, die sich aus dem leichten Tuch bildet, erscheint wie eine Seele, die vom Engel geführt und getragen wird.
Betrachtet man sich nur den unteren Teil des Bildes, so entsteht aus den Faltenwürfen des blauen Rocks Mariens, gemeinsam mit den Armen und Beinen Christi
ein Portal. So öffnet Maria gleichsam ein Seelenportal. In matrifokaler Interpretation nimmt die Große Göttin die Seele (Christi) hier buchstäblich in ihrem Schoß auf. Es öffnet sich ein Ahnenportal zu Gaia.

Die wunderbare künstlerische Umsetzung zeigt auf einzigartige Weise wie sehr matrifokales Gedankengut auch im patriarchalen Christentum überdauert hat!
Weisheit der Erde
Bilder © Stefan Brönnle
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