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Hausgeister

11. Feb. 2022 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythische Wesen, Wesen | 0 Kommentare

ein Kobold in einem Bauernzimmer

Die Mythen und Bräuche kennen viele Geistwesen, die mit dem Haus und seinen Bewohnern verbunden sind. In der Regel handelt es sich um wohlmeinende Spirits, die vielleicht mal necken, aber keinen ernsten Schaden anrichten, wenn sie nicht gereizt und verärgert werden. Ihre Gruppen sind nicht trennscharf, allein schon deshalb, weil die Mythen aus verschiedenen Regionen Europas kommen. Vieles verbindet und vermischt sich, bildet Untergruppen und andere Einordnungen. Dennoch sollen hier einmal einige wichtige vorgestellt werden.

Die Laren

Die aus der römischen Antike stammenden Laren (Singular Lar) sind Schutzgeister der Familie, aber auch des Ortes, an dem eben eine Familie oder eine Menschengruppe wohnt. Streng genommen gab es verschiedene Arten von Laren, je nachdem wie groß ihr „Territorium“ bzw. ihr „Schutzkreis“ war. So waren die Lares Publici die Schutzgenien ganzer Ortschaften (Später auch Lares Compitales für Städte und Lares Paganales für Dörfer genannt), die Lares Familiares dagegen waren in unserem engeren Sinne Hausgeister. Der römische Dichter Titus Maccius Plautus (* um 254 v. Chr. in Sarsina; † um 184 v. Chr.) lässt in einem seiner Stücke den Lar familiaris sprechen: „Ich bin der Lar familiaris des Hauses, aus dem ihr mich habt treten sehen. Dieses Haus besitze und hege ich schon viele Jahre, schon für den Vater und Großvater dessen, der es jetzt bewohnt“.

Meist kam der Lar einer Familie aus der Ahnenlinie. Es war also ein Hausgeist, der einst ein Mensch gewesen war und nun für das Wohl der Familie weiter Sorge trug. Während die Lares Loci Schutzgenien eines Ortes (also Genii Loci) waren und deshalb standorttreu blieben, zog ein Lar familiaris bei einem Umzug mit der Familie mit. Die Familie ehrte diesen schützenden Hausgeist, der manchmal gar die Rolle eines „kleinen Gottes“ innehatte mit Opfergaben am Hausaltar.


Die Penaten

Eng mit der Laren verwandt sind die Penaten. Der Name leitet sich von „penus“ ab, was „Vorratskammer" bedeutet. So gesehen waren Penaten die Schutzgeister der Vorräte. In einem Land und einer Zeit der Überfülle, kann man sich nur schwer einfühlen, wie wichtig diese Hüter der Nahrung für eine Familie einst waren. Die Penaten hüteten aber auch das Herdfeuer und achteten darauf, dass die Glut über Nacht nicht völlig erlosch. So war der Herd gleichsam auch ihr Altar und Opfergaben erhielten sie, in dem man Speisen dem Herdfeuer übergab. Wenn zu Allerseelen ein Stück Brot ins Herdfeuer geworfen wird, dann nimmt das letztlich auf die alte Vorstellung der Penaten Bezug. Denn wie die Laren auch, galten auch die Penetan als aus der menschlichen Ahnenlinie stammend.

Genius Loci (Ortsgeist) , Laren und Penaten sind durchaus wesentliche Hausgeister, aus denen sich weitere europäische Vorstellungen nährten. Erst 1741 prägte Johann Leonhard Frisch in seinem Wörterbuch einen neuen Begriff für den Hausgeist: Den spiritus familiaris.

Während Penaten und Laren aus der menschlichen Geistessphäre entstammten, gibt es aber noch eine ganze Reihe anderer Hausgeister, die eher eine Abwandlung der Naturgeister darstellen. Indem der Mensch ein Stück Land für Haus und Hof aus dem natürlichen Landschaftsraum (und deshalb letztlich von Gaia) abgrenzte, bildeten sich gleichsam Übergangsformen von Naturwesen.


Kobolde

Der Name des Kobolds leitete sich etymologisch ab von kobe (= Hütte oder Stall) und hold (= erhaben, gut), aber auch von walten (= besitzen, behüten). Der Kobold ist also zunächst einmal der „Gute Hüter des Hauses“. Kobolde haben starke Anklänge zu der irisch-keltischen Vorstellung der Leprechauns. Bei den Germanen gehörten Kobolde zu den Alben/Alfen.

Kobolde sind wirklich gutmeinende Hausgeister, die lediglich hier und da einen ein wenig stichelnden Scharback betreiben, aber nie wirklich schaden. Pumuckl wäre ein Beispiel dafür. Er bezeichnet sich selbst als „Klabauter“ und in der Tat war der Klabautermann der Kobold eines gleichsam schwimmenden Hauses, des Schiffes.


Schrate

Deutlich mehr Naturbezug hat der Schrat. Der Schrat oder Schraz (althochdeutsch scratt) leitet sich letztlich ab vom altnordischen skrati und das ist ein Zauberwesen. Der Schrat ist ein Geistwesen, das menschliche oder tierische Gestalt annehmen kann. In der Natur ist er als „Waldschrat“ (eine Art Gnom) bekannt, während er als Hausgeist sozusagen der „Hausschrat“ ist. Die Beziehung zu den gleich zu nennenden Wichteln ist sehr eng. Schrate sind also eigentlich ursprünglich aus der Natur entstammende Ortsgeister, die sich aus Fürsorge oder Notwendigkeit dem Menschen zugewandt haben. Ihre Magie ist für die Familie ebenso nutzbringend für den Wohlstand, als auch gefürchtet, wenn man den Schrat erzürnte. Oft war der Schrat auch in einem Tier gegenwärtig, das sozusagen die Brücke zwischen Natur und Haus hielt, wie eine Katze, ein im Gebälk wohnender Kauz, aber auch eine Maus. Diesen Tieren wurden – als Schrat erkannt – Opfergaben dargebracht.

Wichtel

Wichtel

Wichtel sind, wenn man so will, eine Untergruppe der Schrate. Klein von körperlicher Gestalt sind sie jedoch in der Regel stets menschenähnlich und leben wie der Mensch in kleinen Gemeinschaften. In der Edda werden die Wichtel zusammen mit den Riesen und Elfen erwähnt: „Grünendes Reich die grimmen Riesen, Wachstumwerkstatt der Wichtel und Alfen.

Die Heinzelmännchen sind m.E. eine lokale Variation der Wichtel im Raum Köln, wo die Legende herkommt. Heinzelmännlein war ebenso die Bezeichnung für die Alraune, die in ihrer menschenähnlichen Gestalt quasi als formaler Sitz dieses Hausgeistes galt. Heinzenkunst wurden aber auch Vorrichtungen beim Bergbau und in der Wasserführung genannt, die man als gleichsam beseelt ansah. Wie in der Legende der Heinzelmännchen sind Wichtel sehr hilfreiche Hausgeister, die viele Dinge leichter von der Hand gehen lassen, aber auch wie die Penaten dafür Sorge trugen, dass die Milch nicht sauer wurde – es sei denn, man verärgerte sie.




Drake

Der Drak oder Drakel ist ein spannender fliegender Hausgeist, der äußerlich durchaus einem kleinen Drachen ähnelte, obwohl manche Namensforscher ihn gerne vom englischen mandrake, also Mandragora = Alraune ableiten. Der Drak kennt viele Lokalnamen: Steppchen, Alf, Langschwanz, Kortwämsken, Glüsteert (glühender Schwanz), Tragerl, Federhänschen, usf. Seine gesichtete Erscheinung ist eben die eines kleinen Drachen mit vor allem glühendem Schwanz, obleich auch er seine Gestalt ändern kann. Doch stets ist das Feuer bei ihm. Wie auch beim ums Feuer tanzenden Rumpelstilzchen suchte man häufig die „Hausdrachen“ auszunutzen, indem man mit Zauberformeln wie „ lat fallen, wat nich dien hört“ dazu bringen wollte, gesammte Schätze fallen zu lassen, die sich dann auf wundersame Weise im Haus fanden.
Mit dem Drak zieht sozusagen die Drachenkraft der Landschaft in die Heimstatt der Menschen ein. Er ist ein Wesen der Urkraft, dass für die Gesundheit und den Wohlstand Sorge trägt, aber eben wie sein großer Bruder (oder Schwester) Drache gerne missbraucht und ausgenutzt wurde.

Mit den Hausgeistern umgeben den Menschen die lebendigen Ahnenkräfte, Ortsgeister und Naturwesen Gaias in seinen vier Wänden. Mit der Entfremdung von der Natur und den geistigen Welten spielten auch die Hausgeister in unserer Wahrnehmung und unseren Bräuchen eine immer geringere Rolle. Doch es sind Spirits mit denen es sich zu beschäftigen lohnt!





Titelbild © Stefan Brönnle (Vorlagen gyermol & MDV Edwards/shutterstock)

Wichtel: Gemeinfrei




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