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Der Drache als Kulturbringer

02. Juli 2020 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Drachen, Wandelzeit | 0 Kommentare

Feuriger Drache über Feuerstelle von Steinzeitmenschen

Der Drache als Symbol des Unheils und des Bösen ist in den christlichen Legenden, ja grundsätzlich v.a. in den patriarchalen Kulturen weit verbreitet. In den meist viel älteren Mythen dagegen erscheint der Drache nicht nur als Ursprung der Lebenskraft, sondern als jene Kraft, die den Menschen überhaupt die Kultur brachte.

Vordringlich berufen sich im asiatischen Raum verschiedene Völker mit ihrem legendären Urherrscher und Kulturbringer auf die Abstammung von den Drachen:
Lac Long Quân, was wörtlich der "Drachenherrscher von Lac" bedeutet, ist der mythologische Gründer von Vietnam und der Kulturbringer des vietnamesischen Volkes. Seine Vater war Shennong, der einst die Tochter des Drachens Thần Long Nữ heiratete. Damit war Lac Long Quân buchstäblich ein "Sohn des Drachens". Er selbst heiratete die Berggöttin Âu Cơ . Wir erkennen darin die innige Verwobenheit der frühen Herrscher mit dem Land, die Grundlage ihrer Weisheit und Überlegenheit war. Lac Long Quân brachte dem Volk die Fischerei, den Reisanbau und das Reiskochen, sowie die Kunst der Tätowierung bei.

Sein chinesisches Äquivalent ist Fu Xi, der den Menschen den Gebrauch des Fischernetzes und damit den Fischfang, die Zähmung wilder Tiere und damit die Viehzucht, die Seidenraupenzucht, ja manchen Legenden zufolge sogar die Kunst des Feuermachens und die Werkzeugherstellung beibrachte, auch die Messung von Raum und Zeit (mittels geknoteter Schnüre) und letztlich die chinesische Geomantie Feng Shui geht auf Fu Xi mythologisch zurück. Seine Ahnin war die "Alte Drachenmutter" Tsin-Kong, deren achter Sohn (Drachensohn) er war. Gemeinsam mit seiner Gattin Nu-Wa wird Fu Xi als Wesen halb Mensch, halb Drache dargestellt. Der Kulturbringer erhielt damit seine Weisheit und das Wissen, das er den Menschen übermittelte, unmittelbar von den Drachen.

In Indien ist Shiva in seiner Gestalt als Pasupathinath Herr aller Geschöpfe. Er wird dargestellt als von Schlangen/Drachen umwunden. Die Naga-Schlange, die hier als Quelle seiner Kraft gilt, gilt auch als ein der Materie innewohnendes göttliches Bewusstseinssymbol. Sie bringt die Fruchtbarkeit und Lebenskraft Prana.

Der erste persische Herrscher Faridun, der am Anbeginn der persischen Geschichte gelebt haben soll, hatte drei Söhne. Um zu entscheiden, wer der künftige Herrscher werden sollte, verwandelte sich Faridun in einen Drachen. Es erhielt jener Sohn die Königswürde, der dem Drachen widerstand, ohne zu fliehen und ohne diesen zu töten. Auch hier steht der Drache in enger Beziehung zum ersten Kulturheroen.

Aus Neuguinea stammt der Urmythos, nachdem eine Schlange oder eine Echse eine Frau ehelichte. Er bringt seinen Kindern das Feuer aus seinem eigenen Bauch und setzt damit den Anfang der menschlichen Kulturgeschichte.

Selbst die indogermanische Göttin des Herdfeuers Heustero bekam ihre Kraft aufgrund der "Schlange des Herdes". Das Feuer am Anbeginn unserer Kultur ist damit zutiefst mit dem Drachen verbunden. Es ist nicht nur das physische Feuer, das es gestattete, Nahrung zu garen, sondern es ist vor allem auch das geistige, das spirituelle Feuer, das der Drache bringt.
Bei den Azteken und Tolteken war es der geflügelte Schlangen-Drache Quetzalcoatl der den Menschen selbst aus Mais und zermahlenen Edelsteinen erschuf.

Und in Europa? Neben zahllosen Drachentöter-Legenden steht auch hier in den alten Mythen die Kraft des Drachens als Quelle der menschlichen Kultur am Beginn der Zeiten. Delphi war der Wohnsitz des (zunächst weiblichen) Drachens (Schlange) Python, Sohn der Urmutter Gaia, der Erde selbst. Nach dem homerischen Hymnos wurde Python aus dem Urschlamm geboren. Er ist präsent seit dem Beginn des Lebens auf Erden. Da Drachen seit Anbeginn die Evolution und das Leben auf Erden hüteten, sind sie in den Legenden die Hüter der Schätze, nicht aus Gier, sondern aus Fürsorge heraus.

Der slawische Gott Svarožić, der auch die Namen Dažbog oder Radegast trug, war als Sonnen- und Feuergott der Gottvater des slawischen Pantheons. Auch er erschien bisweilen selbst in Gestalt eines mächtigen Drachens. Er war ein Gott des Lichtes, aber eben auch des Feuers, das er den Menschen schenkte. Als solcher war er als Lebensspender hochverehrt.
Stark verwurzelt ist die Lebens- und kulturbringende Kraft der Drachen in den keltischen Mythen. Der Titel der keltischen Könige war Pendragon - Großer Drache. Im Artus-Mythos ist es der Name von Artus Vater Uther Pendragon. So bezogen sich die keltischen Fürsten auf die Kraft des Drachens des Landes. In Carmarthen in Wales, das ja einen roten Drachen in der Flagge führt, soll ein Drache bei einem Tumulus, dem legendären Begräbnisort des walisischen Stammesfürsten Ederyn, bisweilen bis heute gesichtet werden. Auch hier sind die Drachen nicht böse. Zornig werden sie jedoch, wenn der Mensch Land in Besitz nimmt, ohne dem Land und damit der Drachenkraft Respekt zu erweisen, wenn er nimmt, ohne zu geben. Dann beginnt die Erde zu beben, Fluten erheben sich und Feuer vernichtet Wälder und Ernten. Ein Spiegel unserer aktuellen Zeit?

Bis ins 19.Jahrhundert hinein wurden Drachen als reale Wesen betrachtet. Der deutsche Entomologe Samuel Schilling widmete den Drachen ein Kapitel in seinem 1837 erschienenen Werk Ausführliche Naturgeschichte des Thier-, Pflanzen- und Mineralreichs: "Wenn man alle die verschiedenen Nachrichten über den fabelhaften Drachen vergleicht, so scheint doch wirklich ein lebendes Thier zu diesen Erzählungen Veranlassung gegeben zu haben; und dieses Thier war ohne Zweifel kein anderes, als die große Abgottschlange (Boa constrictor), welche in Indien und Afrika lebt und 30 bis 40 Fuß lang wird."

So ist der Drache als Urquell der Lebenskraft des Landes und spiritueller Impuls der Menschheitsgeschichte auch eng mit den Gründungsmythen zahlreicher Städte wie Basel, Murnau, Klagenfurt, London und vielen mehr verknüpft, auch wenn die patriarchale Sicht aus dem Geschenk der Drachen einen Drachenkampf machte, infolge dessen sich der Mensch die Fruchtbarkeit der Erde gefügig machte.

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Bild © Stefan Brönnle (Vorlagen: Duda Vasilii/shutterstock & Gorodenkoff/shutterstock)

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