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Magische Berufe – Der Müller

27. Juli 2017 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Schamanismus, Magie, Berufe | 0 Kommentare

Windmühle und Müller

Berufe sind nicht einfach Jobs. Sie enthalten den „Ruf“ - im Mittelalter „vocatio“ genannt“ - die Evokation. Das Berufensein ist ein magischer Akt, ein Ruf der Götter und so sind viele unserer alten Berufe mit der Magie verbunden….

Der Müller

Das Wort „Mühle“ leitet sich vom spätlateinischen „molina“ (althochdeutsch „mulin“) ab, was seinerseits vom altgriechischen mýllein ableitbar ist. Mýllein bedeutet „zermahlen“ oder „zusammendrücken“, es kann damit auch das Zusammenpressen der Lippen gemeint sein – das Schweigen, das Geheimnis. Mýllein hat aber im übertragenen Sinne auch die Bedeutung von „beischlafen“, das verwandte myllós bezeichnet die weibliche Scham. So haben wir schon im Wort die Bedeutung der Erotik und des Geheimnisses verborgen.

Wenn man sich die Märchen betrachtet, fällt schnell auf, dass Müller ausgesprochen häufig darin vorkommen: Die drei Söhne aus „Tischlein deck dich“ sind Müllerssöhne: Der Tischler ernährt seine Familie, der Drechsler beschützt sie, doch der Müller (Esel) bringt es zu unendlichem Reichtum! Auch der „Herr“ des „gestiefelten Katers“, der sprechenden Katze, ist ein Müllerssohn und Rumpelstilzchen hilft der schönen Müllerstocher das Stroh zu Gold zu spinnen. In der Erzählung Krabat von Otfried Preußler mahlt der Müller am Tage Mehl, in der Nacht aber Knochen und ist der magischen Künste mächtig.

Sozialer Status

Im Mittelalter bis in die frühe Neuzeit galt der Beruf des Müllers als unehrlicher Beruf. Müller lebten außerhalb der Dorfgemeinschaft auf Hügeln (Windmühle) oder in unmittelbarer Wassernähe (Wassermühle). Beide Orte waren für die dörfliche Besiedelung ungeeignet, für die Mühle aber unerlässlich. In der Christianisierung wurden die Menschen der Siedlungen zu erst bekehrt. Müller, die abseits lebten, blieben oft noch lange ihren heidnischen Ursprüngen treu und konnten den alten Riten abseits der Gemeinschaft nachgehen – sie waren mit dem „Teufel“ im Bunde. Viel Unehrliches hat man den Müllern nachgesagt: Der Anbau, das Dreschen und die Spreu vom Korn zu trennen, all das blieb in der bäuerlichen Eigenverantwortung. Solange das Getreide von Hand auf dem muldenförmigen Malstein gemalen wurde, war auch das Mahlen des Mehls Teil des bäuerlichen Alltags. Nun, mit zunehmender „Technisierung“ und Spezialisierung, gaben die Bauern das Getreide weg. Was machte der Müller damit? Das Korn verschwindet im Getriebe der Mühle und heraus kommt ein winziges Quentchen Mehl. Bestimmt hatte der Müller betrogen!

Symbolik

Doch wenn man die Magie des Müllers wirklich verstehen will, kommt man um die Symbolbetrachtung nicht herum! Das stetige Drehen des Mühlrades gleicht der Drehung der Welt, bzw. des Himmelsgewölbes um den Polarstern. Die Mühle ist damit eine „axis mundi“, eine Weltenachse. Ja, die Mühle IST dadurch das Zentrum der Welt! Die Mühle entspricht dem Gang der Welt und so wie der Mensch durch das Leben verändert und in seiner Seele aufgeschlossen wird, so werden die Getreidekörner in der Mühle aufgeschlossen und transformiert: Das Sinnbild der Schicksalsmühle. Der Müller beherrscht den Weltengang, er weiß damit um das Schicksal. Gleichzeitig nimmt er Getreide - das als Lebensspender, ja sogar als lebendes Wesen selbst galt – und „tötet“ es durch den Mahlprozess. Der Müller ist Herr über Leben und Tod. So verdingte sich mancher Müller auch als Henkersgehilfe.
Ende des 2. Jahrhunderts schrieb Sextus Empiricus in "Adversus mathematicos": "Lange zwar mahlen die Mühlen der Götter, doch mahlen sie Feinmehl." Was der Müller macht, ist göttliches Werk. Im 12. Jahrhundert erscheint in der religösen Symbolik die „Sakramentsmühle“, die „Hostienmühle“. Im Christentum darf dies nur Gott selbst tun, darum ist der Müller mit teuflischen Mächten im Bunde.

Vor allem Göttinnen brachten den Menschen den Getreideanbau. In Griechenland war dies z.B. die Göttin Demeter. Sie unterwies die Menschen im Anbau des Korns, es zu säen, zu dreschen und zu mahlen. Demeter war die Getreide-, die „Gersten-Mutter“. In Ägypten lehrte Isis den Frauen das Korn zu mahlen. Die Müller huldigten der Großen Göttin noch lange. Erst spät in der Antike wird z.B. Zeus zum Hüter der Mühlen. In einer Legende von Rhodos zeugt Zeus mit der Nymphe Himalia Kinder. Himalia war jedoch einer der Beinamen Demeters. „Himalia“ (Ἱμαλία) meint den Segen, der durch das Mahlen entsteht. So eignet sich der Patriarch Zeus die weibliche Kraft an.

Erotik

Die Weibliche Kraft ist die Schöpferkraft des Gebährens und der Sexualität, die Urkraft des Eros. Wie oben erwähnt, ist schon das Wort „Mühle“ damit verbunden. „Mühlenbordelle“ gab es seit der Antike. Abseits der beobachtenden Gemeinschaft konnte man allem Geheimen nachgehen. Im Mittelalter lagen die Freudenhäuser in der „Mühlenstraße“. Nicht umsonst nannte sich das erotische Etablissement „Moulin Rouge“. Vor der Erfindung der Wind- und Wassermühle wurde das Korn durch das Hin- und Herreiben zweier Mahlsteine zerrieben, das schnell als Symbol des Geschlechtsaktes gesehen wurde. Nach dem Buch Hiob und dem Talmud deutet Mahlen auch den Geschlechtsverkehr an. So galt die Mühle als heimlicher Verlobungsort.

Der Herr der Elemente

Der Müller – der Schicksalsmeister, der mit der Macht der Göttin, der Erotik, der Sexualkraft, den Transformationsprozess vollzieht und das Korn zum Backen vorbereitet. Doch dazu war die Kraft der Elemente notwenig: Wind und Wasser. Auch die christlichen Heiligen, die als Schutzpatrone der Müller gelten – wie die Heilige Verena oder der Heilige Nepumuk – geboten der Kraft des Wasserelementes und schwammen auf oder mit dem Mühlstein im Fluss! Der Müller zweigte das Wasser aus den heiligen Quellen ab und nutze Wasser, das niemandem privat gehören durfte (Allmende). Die in der Luft lebenden Geister mussten wohlgefällig gestimmt werden. Opfergaben wurden dargebracht. Bauopfer wie Hähne unter den Schwellen alter Mühlen sind keine Seltenheit. Doch wenn der Müller seine Magie übertrieb, konnte der Mehlstaub sich durch die Reibungshitze des Mahlens entzünden und die Explosion konnte ihn und seine Mühle vernichten. Der Teufel hatte ihn geholt.
Wenn der Müller seine Magie versteht, entsteht das mächtige Mehl, das uns nicht nur nährt: In Süd- und Mittelamerika wird das Mehl noch heute zum Zeichnen magischer Sigillen auf den Erdboden verwendet. In Europa fanden Schutzkreise aus Mehl in der Ritualmagie Anwendung. Doch unter keinen Umständen darf der Mehlsack rückwärts aus der Mühle getragen werden, denn sonst bemächtigen sich böse Geister des Lebenselixiers!

Die Kenntnis des Müllers im Umgang mit den Elementen, seine offenbare Kunde um die Nutzung der Sexualkraft und sein Wesen als Schicksalsmeister am Weltenrad machen ihn zum Magier.

Bild © fotolia

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