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Symbolik und rituelle Nutzung des Blutes

25. Jan. 2018 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Symbole, Rituale, Schamanismus, Magie | 0 Kommentare

Frauenhand umfasst Stechpalmenzweige. Aus der Hand tropft Blut.

Blut gehört mit zu den rituellsten und magischsten Substanzen seit Beginn der Menschheitsentwicklung. In der germanischen Mythologie, ebenso wie in der griechischen Antike galt der Mensch als aus dem Blut der Götter erschaffen. Dabei ist die symbolische Verbindung von Blut und Leben essenziell. Die Beobachtung, dass ein ausblutendes Wesen langsam die Kräfte verlassen, gehört mit zu menschlichen Urerfahrungen. In der jüdischen Tora wird das Blut mit dem Leben, ja mit der Seele selbst gleichgesetzt. Nahm man dieses Blut zu sich, so verband sich die Seele des Tieres mit jener des Menschen. Auf diese Weise entstanden viele Opferkulte, aber ebenso rituelle Verbote. In der griechischen Antike wurde so frisches Blut als Heilmittel gegen Epilepsie eingesetzt, damit die Seele des Epileptikers sich neu nähren und „aufladen" könne. Wir sind Wesen aus „Fleisch und Blut", also aus Körper und Seele. Selbst im Christentum kommt es zur Verkultung des Opferbluts Christi. Durch die Aufnahme des rituell-symbolischen Blutes in der Eucharistie verbindet sich der Gläubige mit dem Geist Christi. In der Anthroposophie wird die Benetzung der Erde mit dem Blut Christi während des Opfertodes am Kreuz verstanden als das Übergehen des Christus-Geistes in die Erde und seine rituelle Verschmelzung.

Blut verbindet also die eigene Seele mit der eines anderes Wesens.

Die Blutsbrüderschaft

Bei der Blutsbrüderschaft kommt es zur rituellen Verbindung zweier nicht genetische verwandter Männer durch die rituelle Vermischung von Blut. Im germanischen Brauchtum verpflichtete man sich durch die Blutsbrüderschaft zu unerschütterlicher Treue, die auch die Versorgung der Familie des Blutsbruders bei dessen Tod einschloss. Ein überliefertes germanisches Blutsbrüderritual wurde wie folgt beschrieben: Ein Erdloch wurde ausgehoben, in das sich die beiden Männer, die sich rituell verbinden wollten, barfüßig stellten. Das Erdloch symbolisierte quasi die Gebärmutter der Erde, aus der beide nach dem Ritual neu geboren entsteigen würden. Die Männer fügten sich Schnittwunden an den Unterarmen zu und pressten diese aufeinander. Einige Tropfen Blut wurden mit Met vermischt und getrunken, einige benetzten die Erde der Grube als heilige Verbindung mit der Erde.

Wir erkennen sehr gut, wie das Blut rituell genutzt wird, um zur Seelenverbindung zu führen.

Religiöse Blutsverbindungen

Auch in der Religion wird das Blut weltweit zur Verbindung der eigenen Seele mit dem verehrten göttlichen Prinzip eingesetzt. Im Aschura-Fest der islamischen Schiiten ritzen sich die Gläubigen die Stirn mit Klingen und verbinden sich auf diese Weise rituell mit dem Martyrium des Prophetenenkels Hussein. Durch die Selbstverletzung im Ritual soll es grundsätzlich auch zu einem Transformationsakt kommen: Die Verschmelzung der eigenen Seele mit der Göttlichkeit über das Blut, soll die Seele reinigen, transformieren und erheben. Ganz ähnlich wird dies durch die Selbstkasteiung in christlichen Mönchsorden praktiziert.

Menstruationsblut

Das Blut der Frau hat die Kraft, neues Leben zu erschaffen und einer Seele somit auf die Erde zu helfen. Darum war das Menstruationsblut ambivalent mit Tabus behaftet. Wöchnerinnen durften keine Kirche betreten, in manchen Zeiten galt dies auch für Frauen, die ihre Regel hatten. In Indien dürfen z.B. menstruierende junge Frauen nicht die heilige Basilikum-Pflanze anfassen, die sonst verdorren könnte. Symbolischer Hintergrund ist die Kraft der Frau in diesem Moment, die befähigt wäre, der heiligen Pflanze ihre Kraft zu entziehen, um diese für die Fruchtbarkeit und das neue Leben zu nutzen. Im Christentum kommt in obigen Verboten auch die starke Ambivalenz zwischen kosmischer und chthonischer Kraft zum Tragen: Das Menstruationsblut würde die Kraft des heiligen Ortes der Erde zuführen, was im kosmisch orientierten Christentum als Verunreinigung des Sakralortes gesehen wurde.

Die rituelle Nutzung des Blutes

In unzähligen Ritualen, unabhängig vom praktizierten Glauben, wird Blut somit eingesetzt, um die Seele zu verbinden und Objekte z.B. damit zu initiieren. Die Aufnahme eines Initianten in einen Zirkel geschah nicht selten über Blut, weil dadurch ein starker Seelenpakt zwischen Individuum und Gemeinschaft entstand. Die Rituale der schlagenden Burschenschaften sind auf diese Weise symbolisch-rituell zu interpretieren. Priesterinnen wurden mit Blut initiiert und Ritualgegenstände mit eigenem Blut sozusagen auf den Besitzer „geprägt". Die rituelle Nutzung von Blut dient daher im grundlegenden Sinne dazu, einen magischen Akt zu verstärken, wobei es jedoch bei der Nutzung eigenen Blutes zur Bindung von Seelenanteilen kommt.

Ein bereits kürzlich in einem unserer Blogbeiträge beschriebener Versuch der Intelligence and Security Command der US-Army zeigt die bindende Kraft des Blutes sehr gut: Probanten entnommenene Blutzellen in einem Reagenzglas zeigten Erregungszustände, wenn den Versuchspersonen in einem anderen Raum gewaltsame Szenen gezeigt wurden. Der Mensch und sein Blut blieben verbunden. Diese Verbindung konnte immerhin in einer Dauer bis zu zwei Tagen nachgewiesen werden – und das ohne rituelle Unterstützung.

Blutersatz

Neben dem Wein als Blutersatz im christlichen Ritual, wurde Wein auch eingesetzt, um z.B. in Bauritualen Schweine- oder Ochsenblut zu ersetzen. Es kommt damit auch zu einer Verschiebung von der Tier- zur Pflanzenmagie.
Viel älter aber ist die Nutzung von rotem Ocker. Schon in der mittleren Altsteinzeit ist die Bemalung der Toten mit rotem Ocker belegt, die in Embryonalstellung begraben wurden. Dies sollte die Aufnahme durch die Große Göttin Erde und die spätere Wiedergeburt fördern. Als größte Mutter aller, galt der rote Ocker als „Menstruationsblut der Erde". Er verhieß Kraft, Fruchtbarkeit und die transformative Macht der Wiedergeburt. Eisenoxide färben den roten Ocker, eisenhaltige Hämatide das Hämoglobin des Bluts. Das Eisen verbindet beide Stoffe innerlich. Erst in der Antike geht die Verwendung von Rotem Ocker als Blut-Ersatzstoff tendenziell zurück und wird später beim Kleiderfärben durch den Saft der Purpurschnecke ersetzt.

Bei der Nutzung des Blutes im Ritual sollte stets seine bindende Macht bedacht werden. Auch, ob das Blut aus freien Stücken gegeben oder gewaltsam genommen wurde, entfaltet seine Wirkung. Blutsrituale sind Seelenverträge. Natürlich können auch diese gelöst werden, bedürfen aber starker ritueller Akte und Entscheidungen. Objekte, die mit eigenem Blut geprägt wurden, verbrennt man am besten rituell, um die Verbindung zu lösen. Grundsätzlich sollte man aber stets überlegen, ob Blut als Aktivator und Transformator mit seiner bindenden Kraft wirklich die richtige Wahl ist, oder ob nicht andere Stoffe besser geeignet sind.

Bild © fotolia

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