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Spiritualität als Wellnessprogramm

01. Jan. 2018 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Rituale, Schamanismus, Ethik, Architektur | 1 Kommentare

Klangmassage und Gestaltungsplan

Spiritualität ist längst auf dem Wellness-Sektor angekommen, oder zumindest äußere Abbildungen, Abziehbildern gleich, spiritueller Traditionen und Riten. Wir haben es geschafft, auch den Geist zu materialisieren, die Spiritualität ganz auf, wenn nicht gar „unter die Erde" zu bringen. Die Therme in Erding bei München rühmt sich „Größte Therme der Welt" zu sein. So ein Image (= „Abbild") will gepflegt werden. Esoterik ist da fester Bestandteil der Vermarktung: Meditationsbecken und „Yin & Yang Wasserliegen" gehören ebenso zum Inventar wie Ruheräume nach den 4 Elementen: Das „Elementarium". Im (Zitat) „orginalgetreuen Nachbau des keltischen Stonehenge ist die Kelten-Thron-Sauna das Highlight. Aromaaufgüsse mit einer überdimensionalen Fahne [gemeint ist hier eine keltische Flagge, keine Alkoholfahne] sind Erlebnis pur". In der 70 Grad Celsius heißen „russischen Banja" kann man ein 40 minütiges „Wenik-Ritual" dazubuchen, oder auch Wasserbalance-Sitzungen und, ja, auch schamanische Reisen.

Einmal ganz davon abgesehen, dass Stonehenge nicht keltisch, sondern megalithisch ist und der Frage, was eigentlich einen „keltischen Ruhebereich" definiert, zeigt dieses vereinnahmende Marketing zweierlei:

1. Es gibt ein elementares Bedürnis nach spirituellen Erlebnissen bei den Menschen, sonst würde man sich nicht danach ausrichten.
2. Die Masse der Menschen weiß nicht, was echte, gelebte Spiritualität ist, geschweige denn, was eine Kultstätte wie Stonehenge definiert. Schamanische Reisen zum Mitnehmen zwischen Zirbelstubensauna und Whirlpool.

Mich stimmt es nachdenklich. Einerseits ist es ja hocherfreulich, dass geomantische Elemente Anwendung finden und sich der „Mainstream" auch dem Schamanismus wieder annähert. Andererseits: Kann man diese Oberflächlichkeit noch überbieten (oder müsste man sagen „unterbieten")? Gibt es Menschen, die tatsächlich annehmen können, dass durch einen Saunagang im 70 Grad heißen „Meditationshaus", Spiritualität erfahren wird? Schweren Herzens muss ich sagen: Ja, es gibt sie – und nicht wenige. Mögen viele dabei sein, die es nur als Eventprogramm sehen, sich den 4 Elementen anzunähern, mögen einige dabei sein, die „Ritual" für ein Unterhaltungsprogramm halten, dennoch werden immer noch tausende der Besucher tatsächlich glauben, dies SEI Spiritualität und der „Stonehenge"-Saunabereich tatsächlich ein Kraftort.

Zynismus mal beiseite. Natürlich brauchen Menschen Einstiegsmöglichkeiten in ein komplexes Thema. Sie benötigen Ereignisse mit geringer Hemmschwelle, um einmal der schamanischen Arbeit oder der Kraft der Elemente begegnen zu können. Die Frage ist: Leisten die obigen Gestaltungen und Wellnessangebote dies, oder lullen sie eher ein? Sättigen sie das echte, grundlegende und legitime Bedürfnis nach Spiritualität oder füllen sie nur an, ohne wahrhaftig zu nähren, wie es die Industrienahrung mit unserem Körper macht? Ist ein Elementarium ein Ort, der Interesse nach mehr weckt, oder einfach zudopt, und damit das spirituelle Grundbedürfnis verführt? Führen solche oberflächlichen Einstiege hinein oder weg von wahrhaftiger Spiritualität? Mit letzter Sicherheit wird man dies nie sagen können, denn jeder Mensch reagiert einzigartig. Die Frage ist aber essenziell, denn daraus ergeben sich Fragen für jeden, der in der Geomantie, Schamanismus oder einem ähnlichen Themenfeld wirkt:
Würde ich in einem solchen Unternehmen das Angebot für eine geomantische Gestaltung annehmen? Würden wir hier schamanische Heilungssitzungen anbieten, wenn „das Geld stimmt"? Würdet Ihr es? Wie weit ist jeder bereit zu gehen? Und wann beginnt man, seine Seele zu verkaufen?

Keine Frage, die Thermenwelt Erding, die hier lediglich exemplarisch gewählt wurde, bietet sehr viel Angenehmes, ist in vielen verschiedenen Bereichen sehr schön gestaltet und lässt jeden Saunagänger die für ihn passende Sauna finden. Doch Spiritualität ist eben kein Wellnessprogramm. Eine Schamanische Reise ist ein intensiver persönlicher Prozess, keine Wohlfühlstunde, auch wenn es natürlich auch z.B. Heilbehandlungen gibt, die wohltuen können. Ein Kraftort legt den Finger auf die Wunde und schubst Dich in eine Transformation, er dient nicht als „Kurzurlaub" vom Alltag. Und, um vielleicht doch noch dem einen oder anderen Leser auf die Füße zu treten: Die „Blume des Lebens" als Kissenaufdruck wird Dich – ja, ich muss es leider in ganzer Härte sagen – der Erleuchtung keinen Schritt näherbringen!

Die Spiritualität ist angekommen. Ganz unten. Man hat sie erlebt und kann sich dann wieder seinem Alltag widtmen. So wie die Wissenden es wollten, oder?

Hauptbild © Fotolia
Kleine Bilder Ausschnitte Übersichtsplan Therme Erding

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Kommentare

Bianka SeidlBianka Seidl

Danke für diesen Beitrag. Ich sehe es weniger streng.Spiritualität ist ein großes Thema, das jetzt hochgespült wird im kollektiven Bewusstsein der Menschheit, daher auch der Bedarf und natürlich entstehen "Produkte" um diesen Bedarf zu decken. Doch letztendlich entscheidet immer das Individuum, was es konsumiert. Fehlt die Reife des Bewusstseins, dann geschieht das, was du oben beschreibst. Doch wer sagt, dass es nicht dennoch etwas bewirkt. Der Entwicklungsweg der Seele ist lang und vor allem in der jetzigen Zeit des Übergangs von einem Zeitalter in ein neues, bewussteres, braucht es für jene, deren Seele jüngerer Natur ist gewissen Einstiegsmöglichkeiten. Dass diese dann eher "oberflächlich" sind ist den reiferen Seelennaturen klar und diese werden sich auch andere Möglichkeiten suchen, um auf sich auf ihrem spirituellen Weg weiter zu entwickeln. Lassen wir doch denjenigen wertfrei den Zugang zu einem Bereich der evolutionärer Art ist und vor dem keiner sich auf lange Sicht der Seelenentwicklung verschließen kann.

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