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Dualistisches Denken in geomantischen Systemen

03. Okt. 2017 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Ethik, Radiästhesie | 2 Kommentare

Steinkreis positiv und negativ

Die Geomantie hat viele Ausrichtungen und Methodiken. Sie schließt auch eine Fülle von Philosophien ein, die oft unhinterfragt durch die Nutzung bestimmter Techniken übernommen werden. Sprache formt unser Denken. Ebenso formen Terminologien in der Geomantie unsere Art die Welt zu betrachten. Es ist eine Frage persönlicher Wünsche und Prioritäten, welcher Techniken wir uns in Geomantie und Radiästhesie bedienen, insofern kann es hier nicht um ein Richtig und Falsch gehen. Und doch sollten wir uns der transportierten Werte einer Methodik bewusst sein.

Eine dieser innewohnenden Philosophien in der Geomantie ist die Dualität. Die Philosophie der Dualität spaltet den Kosmos ins zwei widerstreitende Lager: Gut und Böse, Licht und Finsternis, Freude und Leid. Für Grauzonen ist in einer solchen Philosophie wenig Platz: Entweder ein Ort ist gut oder schlecht. Dieses „gut" und „schlecht" wird in verschiedenen Methodiken insbesondere der Radiästhesie durchaus unterschiedlich benannt.

Da gibt es das Links- und Rechtsdrehende. Zunächst die Drehrichtung eines Pendels meinend, wurde es von Reinhard Schneider physikalisch als Elektronenspin gedeutet. Heute herrscht dagegen in der physikalischen Radiästhesie die Hypothese vor, diese „Drehrichtung" meine die Rotation einer Transversalwelle in Ausbreitungsrichtung. Viel wichtiger aber als das zugrundeliegende physikalische Gedankenfundament ist das philosophische, denn in den meisten Fällen meint der Radiästhet eben mit „linksdrehend" schlecht und mit „rechtsdrehend" „gut". „Diese Quelle ist rechtsdrehend" meint der Radiästhet und die Gruppe nickt erfürchtig. Das Rechtsdrehende hat hier die Aussage des Aufladenden erhalten, dessen, was das Leben fördert, das Linksdrehende aber des Abladenden, dem biologischen Leben entgegengerichteten. Noch offensichtlicher wird die Dualität in eher geistig wirksamen Grifflängen der physikalischen Radiästhesie: Der Lecherantenneneinstellwert 7,4 cm z.B. wird linksdrehend mit „Risse, Zerstörung" assoziiert, einer Wellenlänge also, die in physischen Rissen anzutreffen ist. Im Geistigen wird mit Ihr aber auch ein seelisches Zerwürfnis, also eine „Belastung durch Mikrowellenherd", „Seelische Narben" und „Desintegration" interpretiert. 7,4 cm LA rechtsdrehend dagegen erhält beschreibende Begriffe wie „Christuskraft", „gute Akustik" und „heilige Strahlung". Deutlich wird das Linksdrehende als schlecht, als böse, interpretiert, das Rechtsdrehende aber als gut. Aufladend wird damit als gut assoziiert, so wie in unserem Wirtschaftssystem Wachstum ein wünschenswerter Zustand ist, ohne aber zu hinterfragen, was denn bei beständigem Wachstum geschieht, welche Folgen für die Umwelt und Mitwelt das endlose Wachstum mit sich bringt. In der Medizin kennen wir dieses unkontrollierte ewige Wachstum als Krebs, der nun wiederum alles andere als gut bewertet wird. Eine „Zuvielisationskrankheit" sozusagen.

Implizit werden also linksdrehende, abladende Orte als schlecht diffarmiert, so wie ein Nachlassen des Konsums bei Sättigung für unser Wirtschaftssystem extrem unliebsam ist. Dieses Denken von linksdrehend = schlecht und rechtsdrehend = gut wird nur von sehr wenigen Radiästheten hinterfragt und aufgebrochen, so dass der Blick eben nicht frei ist, das Positive des Linksdrehenden überhaupt zu erforschen. Die Philosophie hinter der Methodik hat unser Denken gefangen genommen. Wieviel Rechts- und Linksdrehendes im Wechsel ein Mensch ggf. braucht, um sich harmonisch und wohl zu fühlen, diese Frage wird schon gar nicht mehr gestellt.

Auch andere Methodiken tragen die Dualität in sich. Die Arbeit mit dem Bovismeter, bzw. die Einordnung in Quantitäten der Boviswerte, trägt sie ebenfalls – leicht kryptisch – in sich. An dieser Stelle soll auch nur angerissen werden, dass insbesondere bei den Anwendern der Bovistechnik oft gar keine Kalibrierung der Werte besteht, derselbe Wert bei verschiedenen Personen oft etwas ganz anderes transportiert und aussagt. Ja nicht einmal über die grundlegende Historie dieser Technik und ihrer Ableitung aus Wellenlängen (Angström) herrscht bei den meisten eine auch nur marginale Kenntnis. Gehen wir von diesem Umstand abgesehen davon aus, dass wie in der Ursprungsmethodik definiert 6500 Bovis einen „Neutralwert" definieren. Gerne überschlagen sich die Bovispendler mit gesammelten Boviswerten als handle es sich um ein geomantisches Ebay, bei dem derjenige, der den höchsten Wert nennt, den Zuschlag bekommt. Zugrunde liegt auch hier die Dualität: Je weiter sich ein Ort in seinem gelieferten Wert von dem Neutralwert entfernt, sprich, je höher der gemutete Boviswert ist, desto besser. Im Rückblick auf die Ursprungstheorie der Methodik hieße das übrigens: Je länger die Wellenlänge ist (und je tiefer die Frequenz), umso besser wird ein Ort beurteilt. Und das obwohl doch das „Hochschwingende" so gerne gelobt wird.
Wiederum wie in unserer Gesellschaft, zählt nur die Quantität der virtuellen Zahlen auf dem Bankkonto, nicht die Qualität des Menschen. Ist ein Ort mit 20000 Bovis tatsächlich besser als einer mit nur 7000 oder gar 3500? Ist ein Mensch mit 20000 € Gehalt „besser" als einer mit nur „3500"? Ja, denn sonst würde jemand mit wenig virtuellen Bits auf dem Konto nicht als „sozial schwach" bewertet werden, obgleich vielleicht jemand mit einem Monatseinkommen von 1 Million sozial viel schwächer veranlagt ist. Orte mit wenig Boviswerten verdienen einfach keine nähere Betrachtung, es sind „Energievampire", „Sozialschmarotzer".
Zugegeben, hier wird es ein wenig polemisch. Sorry dafür. Die Methodiken der Polarisation oder des Boviswertes mögen ihre Berechtigung haben, solange sie unser Denken nicht definieren, doch leider tun sie das in den allermeisten Fällen.

Viele argumentieren, dass es bei derartigen Betrachtungen nicht um Dualität, sondern Polarität ginge. Das ist ein möglicher Ansatz, den man jedoch mit Ehrlichkeit betrachten sollte, denn die Polarität ist eben nicht wertend. Werten wir, sind wir in der Dualität gefangen. Ein Beispiel:
Nehmen wir für einen Moment das Schwarz und das Weiß. Weiß repräsentiert das Yang und Schwarz das Yin. Das System bliebe solange polar wie keine Wertung Einzug hält. Man könnte z.B. die Farben gemäß ihrer Lichtkraft der Yin- oder Yangseite zuordnen. Gelb wäre dementsprechend lichter als Blau oder Violett. Man könnte ein solches System auch metrisch fassen und die Lichtkraft messen. Doch in dem Moment, wenn wir dem Weiß und den ihm zuneigenden Farben z.B. die Erleuchtung gleichsetzen und dem Schwarz und den ihm zustrebenden Farben die geistige Finsternis, wird es problematisch und wertend. Hat Gelb tatsächlich mehr Kraft, Dir Erkenntnis (Erleuchtung) zu schenken, als Violett? Sind helle Farben besser und dunkle schlechter? Ein eindeutiges NEIN. Die Farben haben ihre jeweils eigene Seelenwirkung, die ganz uns gar nicht linear wertend widergegeben werden kann. Wenn ich also aussage: Dieser Ort strahlt vorwiegend Rot und jener vorwiegend Grün, dann kann ich Qualitätsunterschiede benennen, ggf. auch Auswirkungen auf den Menschen, gut und schlecht, also Wertungen, kann ich aber nicht absolut abgeben, sondern lediglich in Beziehung zu einer gewünschten Wirkung. Rot ist schlecht, wenn ich einen ruhigen Ort suche, aber gut, wenn ich Dynamik brauche, usw.

Aber nicht nur die Radiästhesie kennt solche verborgen dualistischen Techniken. Licht und Dunkelheit werden auch in der inneren Wahrnehmung schnell gewertet: „Ein lichtvoller Ort", ein Ort voller Finsternis". Wo bliebe aber die Erde, wo blieben die Pflanzen, Tiere und Menschen, wenn die Welt sich nicht drehen würde und dadurch einen ewigen Wechsel von Licht und Schatten, Tag und Nacht, erzeugen und für uns erlebbar machen würde? Was wäre mit den biologischen Rhythmen - gefangen in einem ewigen Tag? Wann würden wir unserem Bewusstsein erlauben, sich der „Dunkelheit" des Schlafes hinzugeben, der nachweislich für unseres geistiges und spirituelles Wachstum wichtig ist?

Um es deutlich zu machen: Mir geht es in diesem Beitrag nicht darum, einzelne Techniken als „schlecht" zu bewerten, dadurch würde auch ich in die Falle der Dualität tappen. Sie haben in Teilbereichen durchaus ihre Berechtigung, doch sollten wir uns m.E. dessen bewusst sein, wann eine duale Technik angebracht ist und wann nicht. Auf keinen Fall aber darf dieses geistige Gefängnis der Methodik dazu führen, dass die feinen Nuancen zwischen Weiß und Schwarz unerkannt und mißachtet werden. „Die Farbe entspringt zwischen dem Licht und der Dunkelheit" formulierte einstmals Meister Goethe. Ein Ort genau zwischen Licht und Finsternis, zwischen Weiß und Schwarz, wäre dualistisch betrachtet nichts als Grau, 6500 Bovis Neutralwert, uninteressant. Aber genau hier kann sich das ganze Farbspektrum entfächern. Der Grenzwert macht die Geomantie – wie auch das gesamte Leben – spannend. Insofern sollten wir uns neben dualistischen Techniken immer auch um die wertfreie Beschreibung von Ortsqualitäten bemühen. Auch ein schwach glimmender violetter Ort kann uns soviel lehren.....

Bild © Stefan Brönnle

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Kommentare

HorstHorst

Lieber Stefan - Du sprichst auch mir aus der Seele mit diesem Beitrag...vielen Dank für das Aufgreifen dieses allgegenwärtigen Themas. Vielleicht liefert dies auch den einen oder anderen Denkanstoss für Menschen, die in der "old school" und der "ungeheilten Dualität" auf der Stelle drehen. Die Zeit wäre günstig für eine Veränderung. Herzliche Grüsse aus Zürich - Horst.

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