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Denke positiv!?

02. Juli 2016 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Wahrnehmung, Ethik, Zeitqualität | 0 Kommentare

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Positives Denken ist eines der inhärenten Schlagworte in der „Esoterik“: Vermeide schlechte Nachrichten, beschäftige Dich mit Positivem, entwickle ein positives Selbstbild!

Diese Handlung mag sicherlich auf den einzelnen eine gute Wirkung haben. Ihre Essenz soll daher hier auf keinen Fall geleugnet werden. Viel zu oft fühlen sich Menschen klein, unbedeutend und wertlos. Diese Haltung macht sie letztendlich handlungsunfähig, da ja doch „alles sinnlos ist“. Nur mit einer positiven Grundhaltung sind wird zu kreativen, schöpferischen Leistungen überhaupt fähig.

…und doch scheint es so, dass das „Denke positiv!“ allzu oft zu einem „Stecke den Kopf in den Sand!“ wird, einer Haltung, die nicht kreativ ist, sondern eher am Alten festhalten möchte, unfähig neue Fakten überhaupt wahrzunehmen. Kollektiv kann dies zu Auswüchsen führen wie während der Zeit des Nationalsozialismus: Menschen ignorieren und leugnen Sachverhalte, die eigentlich allen offenbar sind – selbst dann, wenn Sie darauf hingewiesen werden.

Auch heute stehen wir in genau diesem Problemverhältnis: Einerseits werden wir von Negativnachrichten geradezu überschwemmt und jeder einzelne muss sich darum bemühen, seine innere Kraft zu halten, um noch als kreatives Wesen handeln zu können. Andererseits werden deutliche Anzeichen des Verfalls einfach ignoriert: Die Banken drucken Geld wie Tageszeitungen, der Schuldenberg ALLER Nationen türmt sich immer mehr auf und das Ende eines Wirtschaftssystems ist jedem halbwegs denkenden Wesen eigentlich bewusst, wird aber kollektiv tapfer verdrängt: „Wir schaffen das!“ Gleichzeitig steigt verbal die Kriegsterminologie immer stärker an, Truppenbewegungen an die Nato-Russlandgrenze sind so stark wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr und die atomare Aufrüstung wird allenthalben vorangetrieben. Gebetsmühlenartig wird die Nato als „Verteidigungsbündnis“ gelobt, obgleich Fakten wie der Angriff auf Jugoslawien (Serbien/Kosovo) ja offen zutage liegen und das Bündnis bereits den Defensivcharakter beinahe vollständig eingebüßt hat.

Ist es also sinnvoll sich weiter in einem „Think positive!“ zu baden? Und: Wie kommt es überhaupt zu einer solchen Verdrängungsleistung?

Hanno Beck, Professor für Ökonomie, nennt den Zustand „Entscheidungsparalyse“. Menschen bereuen kurzfristig am meisten das, was sie getan haben, langfristig aber das, was sie unterlassen haben. Darum werden kurzfristig Handlungsentscheidungen eher auf die lange Bank geschoben aus Angst vor Handlungskonsequenzen. Lieber weiter machen mit dem Alltäglich-gewohnten!
Petra Bock, Bewusstseinscoach, beschreibt dagegen in ihrem Buch „Mindfuck“ „sieben Wächter“ unseres Bewusstseins, die Menschen daran hindern, notwendige Veränderungen wahrzunehmen, bzw. gar in Angriff zu nehmen. Die Angst vor Katastrophen ist einer dieser „Wächter“, ebenso wie z.B. das Misstrauen. Diese Wächter führen zum "Wenn ich weitermache wie bisher, bleibt alles, wie es ist." Insgesamt behindern die „Wächter“ dabei, freie und verantwortungsvolle Entscheidungen für das eigene Leben zu fällen.

Nietzsche verband Verdrängung vor allem mit Stolz: "Das habe ich getan", sagt mein Gedächtnis. "Das kann ich nicht getan haben", sagt mein Stolz – solange bis das Gedächtnis nachgibt und eine eigene virtuelle Geschichte kreiert. Der Stolz, das positive Selbstbild, ist hier vor allem Angst, Angst vor Beschämung und Blamage, Angst davor, als jemand anderer dazustehen, als das Selbstbild einem vorgaukelt.

Der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer resümiert so auch, dass Verdrängung ein zwiespältiger Zustand ist. Für das Individuum ist Verdrängung durchaus positiv: „Man wird ja nicht handlungsfähiger, wenn man sich ständig irgendwelche Schrecknisse vergegenwärtigt. Aber gesellschaftlich ist diese Haltung problematisch“, so Schmidbauer in einem Interview mit dem Zeit-Magazin). Was für das Individuum gut ist, ist für die Gesellschaft schlecht. Und weiter: „Menschen verhalten sich ja vor allem so, dass ihre Angst reduziert wird. Und da Angst etwas Akutes ist, sind sie am ehesten bereit, den Leuten Gefolgschaft zu leisten, die ihnen versprechen, akute Ängste zu reduzieren. Das birgt große Gefahren.“

Auch die Gehirnforschung kann dies bestätigen: Bestimmte Gehirnareale wie der präfrontale Cortex werden sozusagen einfach heruntergefahren, wenn wir mit unliebsamen Fakten konfrontiert werden. In einer Studie des University College in London wurden Testpersonen gebeten, die Wahrscheinlichkeit negativer Ereignisse einzuschätzen. Dabei wurde die Hirnaktivität der Befragten aufgezeichnet. Nachdem Statistiken zur Wahrscheinlichkeit des Ereignisses präsentiert wurden, wurden die Testpersonen erneut befragt: 79 Prozent der Teilnehmer änderten ihre Meinung, wenn die Wahrscheinlichkeit eines negativen Ereignisses geringer war, als sie bisher angenommen hatten. Umgekehrt blieben sie aber eher bei ihrer optimistischen Einstellung. War die Wahrscheinlichkeit beispielsweise an Krebs zu sterben jedoch höher als von den Probanden angenommen, behielten sie ihren Optimismus bei. Die Leistung des präfrontalen Cortex wurde heruntergefahren. "Unsere verhaltensbezogenen Ergebnisse zeigen eine feste Asymmetrie in der Meinungsänderung", schreiben die Forscher.

Die Leiterin der Untersuchung, Dr. Tali Sharot, sagte zu den Ergebnissen: „Unsere Untersuchung legt nahe, dass wir uns die Informationen gezielt aussuchen, die wir hören wollen. Umso optimistischer wir sind, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass negative Informationen über die Zukunft Einfluss auf uns haben. Für die geistige Gesundheit kann dies Vorteile mit sich bringen, aber es gibt ganz offenkundige Nachteile. Viele Experten sind der Meinung, dass die Finanzkrise des Jahres 2008 durch Analysten herbeigeführt wurde, welche die Kursentwicklung ihrer Vermögenswerte selbst angesichts eindeutiger gegenteiliger Beweise überschätzten.“

Es gleicht daher in der heutigen Zeit eine Gratwanderung: Wir müssen optimistisch bleiben, um unsere psychische Gesundheit zu unterstützen und ein kreatives Handeln zu gewährleisten, andererseits müssen wir uns ganz bewusst unangenehmen Fakten stellen, um keine kollektive Katastrophe wie einen großen Krieg, bittere Armut für Millionen, oder einen vollständigen Zusammenbruch ganzer Ökosysteme heraufzubeschwören. Zu dieser Gratwanderung sind wir geradezu aufgerufen, es ist eine immanente Qualität unserer Zeit, uns selbst und damit unsere ganze Kultur zu verändern. Vielleicht ist dies auch die Messlatte unserer Entscheidungen: Rückwärtsgewandte angstbesetzte Haltungen halten uns im Alten fest und führen unweigerlich in die Katastrophe, optimistische zukunftsorientierte Veränderungen unseres Lebens setzen neue positive Impulse für eine neue Geokultur auf dieser Erde.

Bild © fotolia

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