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Unsere Pflanzengeister - Der Flachs (Echter Lein)

28. Mai 2016 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Pflanzengeister | 0 Kommentare

Flachs - Lein

Andere Namen: Lein, Haar, Flachslinsen, Flas, Flachshere, Glix, Einzelne Sorten heißen: Drescherflachs, Dreschlein, Klanglein, Klenglein, Klengel, Leinsaat, Schließlein, Springlein, Stempenhaar….

Die Bezeichnung „Lein“ kommt vom keltischen Wort „lin“ für „Faden“ und dem lateinischen „linum“ = Schur, Faden. Auch der Artname usitatissimum kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „sehr nützlich“. Er bezieht sich auf die vielfältige Verwendbarkeit der Pflanze. Der deutsche Ausdruck „Flachs“ leitet sich von „flechten“ ab.

Der Echte Lein oder Flachs wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit kultiviert. In Pfahlbauten wurden 3000 bis 4000 Jahre alte Samen, Stengelteile und Leingewebe gefunden. Im Orient lässt sich die Flachskultur bis ins 4.Jahrtausend vor Christus zurückverfolgen. In Ägypten war das weiße Linnen Symbol für Licht und göttliche Reinheit. Die Pharaonen wurden vor ihrer Mumifizierung in Leinentücher gehüllt. Auch die Bibel erwähnt den Flachs.

Stärker noch steht der Flachs – was aufgrund seines hohen kulturellen Alters nicht ungewöhnlich ist - mit der Großen Göttin und ihrer dreifaltigen Erscheinung in Beziehung. So wurde Lein in Ritualen zu Ehren der germanischen Göttin Hulda genutzt. Hulda war es den Mythen nach auch, die den Menschen beibrachte, den Lein anzubauen, ihn zu verspinnen und zu Stoffen zu verweben. Daher wundert es nicht, dass auch die Frau Holle (eine Ableitung der Hulda) mit der Pflanze in Verbindung gebracht wird. Flachskonten der Frau Holle verwandeln sich in pures Gold. Vermutlich beruht auch das Märchen Rumpelstilzchen, indem die Müllerstocher Stroh (wohl eher Flachs!) zu Gold spinnen soll, auf diesem Volksglaubenkontext.

Im Christentum übernimmt die Rolle der Holle/Hulda u.a. die Heilige Helena, die vor der Reform des Heiligenkalenders durch das zweite vatikanische Konzil am 22. Mai verehrt wurde. Weil die Heilige der Legende nach langes Haar hatte, wurde an diesem Tag der Flachs gesät, damit dessen Fasern möglichst lang würden. Umgekehrt war jegliche Beschäftigung mit Flachs in den Raunächten auf das Strengste verboten: „Man soll nicht Flachs brechen oder spinnen, noch Flachs auf dem Rocken lassen, sonst jagt der Wode (Wotan) hindurch und Frau Holle zürnt, die Schafe bekommen die Drehkrankheit, die Kinder lernen das Sabbern, Ratten und Mäuse, Flöhe und Kröten kommen ins Haus.“

Auch die drei Jungfrauen (Parzen oder Beten, bzw. Nornen) stehen als Schicksalsweberinnen natürlich mit dem Flachs in Verbindung: Jede der Jungfrauen hatte einen Rocken an der Seite hängen, sie spannen Flachs mit der Spindel. Von einem Berg zum andern spannten sie Seile und oft warfen sie schöne Gewebe in die Luft, wo sie hoch oben hängen blieben, ohne herunterzufallen. So bildeten sich die Gespinste des Altweibersommers, der Nebel und die Wolken.

Als uralte Kulturpflanze, als Nahrungs- und Faserpflanze, ist der Flachs tief im Brauchtum verankert: Ehe der Flachs ausgesät wurde, musste der Sämann ein Ei essen und auch in den Sack mit dem Saatgut wurde ein Ei gelegt. Da der Lein so stark mit der großen Göttin und der Weiblichkeit verbunden ist, musste die Bäuerin auf jeden Fall anwesend sein. Sie ging nackt oder mit hochgezogenem Rock durch das Feld, denn „so hoch die Frau den Rock hebt, so hoch wächst der Lein“. Frauen konnten also die Fruchtbarkeit des Leins beeinflussen und eindeutig ist er mit dem Eros verbunden. So beeinflusst die Pflanze umgekehrt auch Eros und Fruchtbarkeit des Menschen: Wenn die Braut dem Bräutigam Leinsaat oder Flachs in die Schuhe legte, wird er „fleißig beim Kindermachen sein“. Dagegen darf die Wöchnerin vor dem Kirchgang keinen Flachs spinnen, sonst geifert das Kind zu viel.

Die Fruchtbarkeit bedeutet Reichtum, daher werden Leinsamen auch für Geldzauber verwendet. Einige Samen in den Geldbeutel gelegt, vermehren das Geld darin. Etwas Lein im Schuh bewahrt vor Armut. Die blauen Blüten der Pflanze wurden zum Schutz gegen üblen Zauber getragen. Schließlich wurde Lein auch als Liebesorakel verwendet: Mädchen legten die Pflanze zu Weihnachten unter das Kopfkissen, um von ihrem Zukünftigen zu träumen.

So ist der Lein/Flachs – fast wie das hebräische „Mana“ – eine Göttergabe, die den Menschen nährt und kleidet, seine Fruchtbarkeit stärkt und ihn vor Unheil bewahrt.

Der Lein – Gabe der Göttin.

Bild: Fotolia

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