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Erde und Mensch: Hase und Igel

04. Dez. 2014 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Märchen | 0 Kommentare

Mond Hase auf dem Feld

Märchen sind Mythen mit einer tiefen Symbolik. Sie greifen zurück auf kulturelle seelische Erfahrungsschätze. Viele dieser Seelenerfahrungen reichen dabei weit in die grundlegende Beziehung von Erde und Mensch hinein. In dieser Reihe wollen wir dem geomantischen Gehalt einiger Märchen nachspüren.

Wer das Märchen nicht kennt und noch einmal lesen möchte, findet es hier:
Hase und Igel



>Hase und Igel< kommt eigentlich ganz harmlos daher. Da scheint es um Überheblichkeit und Schlauheit zu gehen und darum, dass der Kopf über Muskeln siegt….oder?
Bedenken wir bitte, dass Volksmärchen in erster Linie Mythen sind und nahezu jedes in der Geschichte auftretende Symbol von Bedeutung ist. Sehen wir uns also zu nächst die beiden Kontrahenten an:

Der Hase:
Der Hase steht in Enger Beziehung zur Fruchtbarkeit. Nicht umsonst gab der männliche Hase – der Rammler – seinen guten Namen für den sexuellen Akt. Auch in unserem Osterfest ist der Hase eng mit dem rituellen Frühjahrsbeginn verbunden, wobei Ostern wiederum ein MONDfest ist. Urspünglich wurde es am ersten Vollmond nach der Frühjahrstagundnachtgleiche gefeiert. Um sich vom heidnischen Fest zu distanzieren, verschob die katholische Kirche das Fest auf den ersten Sonntag, nach dem Frühlingsvollmond. Dennoch bleibt Ostern ein mondbezogenes Fest, weshalb es sich im Sonnenjahr immer wieder verschiebt.
Nun ist auch der Hase sehr eng mit dem Mond verbunden, denn im Mond wird als sogenannte Pareidolie ein Hase erkennbar:

In einer chinesischen Legende opferte sich ein Hase für einen Hungernden und sprang ins Feuer, als Dank wurde er dafür auf den Mond versetzt. Auch in den Legenden der Azteken wird diese Beziehung gesehen und in einer sehr ähnlichen Legende versetzt Quetzalcoatl den Hasen auf den Mond. Die Beziehung Hase-Mond werden wir gleich noch genauer betrachten.

Der Igel:
Im Märchen tritt der Igel als ein >Patriarch< auf. Es ist Sonntag und während die Frau die Kinder wäscht, geht er spazieren. Schon hierin erkennen wir den maskulinen Bezug und den Bezug zur Sonne. In der Tat tritt uns der Igel mit seinen aufgerichteten Stacheln häufiger als Symbol der Sonne entgegen. Im Christentum kann er gar zu einem Symbol des ebenfalls solaren Heros Christus werden.

Der Wettlauf:
Hase und Igel führen nun im Märchen eine Art „Tanz“ auf, der – so die Interpretation stimmt – auch in der Beziehung von Sonne und Mond auftreten müsste: Der Hase ist der schnellere, er rennt so schnell, dass der Igel mit seinen kurzen Beinen eigentlich keine Chance haben kann. Ebenso bewegt sich der Mond geozentrisch betrachtet ungleich schneller als die Sonne. In rund 27 Tagen läuft der Mond einmal durch den Tierkreis, wofür die Sonne ein ganzes Jahr braucht. Dennoch ist der Igel immer „schon da“, wenn der Hase ankommt: Wenn Sonne und Mond an der gleichen Stelle am Himmel stehen – am Start sozusagen – ist der Mond natürlich nicht zu sehen. Es ist Schwarzmond und die Sonne überstrahlt ihn. Nun rennt der Mond-Hase mit großen Sprüngen voraus und scheint die Sonne in seinem Lauf schnell abzuhängen. Doch wenn der Mond wieder an seinem Ausgangspunkt am Himmel angekommen ist, ist die Sonne auch schon weitergewandert. Er muss ein Stück weiter laufen, um auf den Sonnen-Igel zu treffen, denn dieser ist „schon da“. Der nächste Schwarzmond findet ein Zeichen weiter statt.

So geht das Rennen weiter und der Mond-Hase rennt und rennt, doch stets scheint die Sonne schneller zu sein und ist bereits ein Zeichen weiter. „So lief der Hase dreiundsiebzigmal, und der Igel hielt immer mit. Und jedesmal, wenn der Hase oben oder unten am Ziel ankam, sagten der Igel oder seine Frau: "Ich bin schon da." Beim vierundsiebzigsten Male aber kam der Hase nicht mehr ans Ziel. Mitten auf dem Acker fiel er zu Boden….“
Auch die Zahl 74 ist bedeutsam. 74 Tage bzw. Nächte entsprechen zweieinhalb Mondzyklen. Wenn der Hase in seiner vollen Kraft startet, also bei Vollmond, so ist er nach 74 Tagen nicht mehr zu sehen, denn es ist Schwarzmond.
Auch wäre es möglich, dass das Märchen auf ein noch viel größeres astronomisches Ereignis hinweisen möchte. Startet der Hase nämlich bei Schwarzmond, also zeitgleich mit der Igel-Sonne am gleichen Punkt am Himmel, dann wäre nach 74 Tagen Vollmond. Der Mond steht der Sonne gegenüber und bisweilen gerät er dadurch in den Schatten der Erde. In diesem Falle würde der Mond durch die auftretende Mondfinsternis verschwinden und „sterben“. Der Hase bricht tot in der Erde, der Ackerfurche, zusammen und verschwindet in ihrem Schatten.

Auch im Heiligenkalender des Jahreslaufs können wir im Übrigen solche 2,5 Mondphasen-Zyklen wiederentdecken. Z.B. ist am 23. September (bisweilen Herbst-Tag- und-Nacht-Gleiche) der Tag der Heiligen Elisabeth (der Mutter Johannes des Täufers). Sie wird als mit Johannes schwanger dargestellt. Ihr Bauch ist rund (Vollmond). Zweieinhalb Zyklen später, am 4.12. ist Barbara-Tag. Ihr Attribut ist u.a. der leere Kelch (Schwarzmond).
Hase und Igel zeigen so den Zyklus und Sonne und Mond in Ihrem ewigen Tanz um die Erde

Bild: Stefan Brönnle

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